Warum liest man Jane
Austen (im Original versteht sich)? Es ist anstrengend. Es geht um Frauen in
einer Zeit, als Ausschau nach Heiratsmaterial der vermeintlich einzige
Lebensinhalt des weiblichen Geschlechts war. Klingt so gar nicht nach etwas,
das mich reizen oder gar fesseln könnte. Allerdings finde ich, müsste man dann
auch gleich fragen, warum jemand Goethe liest...
Die Bennet-Schwestern sind so unterschiedlich, wie
Geschwister nur sein können. Da sind die ruhige Jane, die Älteste, die
intelligente Elizabeth, die Zweitälteste und Vaters Liebling, die unscheinbare
Mary, und die beiden Wildfänge Kitty und Lydia. Mary hält nicht viel vom
gesellschaftlichen Treiben im England des frühen 19. Jahrhunderts. Doch das
Leben ihrer Schwestern dreht sich um Bälle, Empfänge und Spaziergänge im Park.
Der Grund dafür: ein geeigneter Ehemann will gefunden
werden. Am besten ein reicher. Und so gibt es, angetrieben vom Östrogen und der
etwas einfältigen wie lauten Mrs. Bennet, kaum ein anderes Gesprächsthema als
die Mr. Bingleys, Mr. Wickhams oder wie sie sonst noch heißen mögen.
Als Elizabeth Mr. Darcy kennenlernt – gutaussehend,
steinreich, single – und dieser auch noch Interesse an ihr zeigt, ja ihr binnen
Tagen in Liebe verfällt, wie das zu dieser Zeit üblich gewesen sein muss,
sollte man die Hochzeitsglocken eigentlich schon läuten hören. Aber Lizzy weist
ihn zurück. Zu groß ist ihre Empörung über Darcys unverhohlene Arroganz und die fehlenden Manieren, mit denen er ihrer Familie begegnet. Aber
Jane Austen wäre nicht Jane Austen, wenn am Ende nicht nur Lizzy, sondern auch
Jane und Lydia unter der Haube wären.
Ich gebe es zu: es liegt nicht nur an meiner momentanen
Schwierigkeit, mich mit auf Männer gerichtetes Gefühlsleben
auseinanderzusetzen, dass ich für „Pride and Prejudice“ fast zwei Monate
gebraucht habe. Dieses alte Englisch zu lesen, ist wirklich eine
Herausforderung. Aber schon allein die romantische Vorstellung, diesen
Klassiker der weiblichen Literatur mit mir herumzutragen, hat mich durchhalten
lassen.
Und wie schon beim Lesen schwanke ich auch jetzt noch
zwischen der kindlichen Sehnsucht, genauso wie die Bennet-Mädels nichts anderes
zu tun zu haben, als mich nach dem Mann meines Herzens zu verzehren und der erwachsenen
Angst, im Falle vom Scheitern der Liebe (ja, das soll vorkommen...) nichts
anderes zu tun zu haben, als an einem gebrochenen Herzen zu leiden. Gott – oder
dem Glück im 21. Jahrhundert zu leben – sei es gedankt, dass mir beides nicht
passieren kann.
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