Chris Cleave
Chris Cleave hat
geschafft, was vor ihm nur T. C. Boyle und Stephenie Meyer gelungen ist: „Gold“
ist eines der wenigen Bücher, das ich zweimal gelesen habe. Lesen musste, um
die in mir aufsteigenden Gefühle einordnen und etwas über diesen
außergewöhnlichen Roman schreiben zu können.
Zoe, Kate und Jack lernen sich kennen, als sie mit 19 Jahren
zu einem nationalen Auswahltraining für britische Bahn-Rad-Rennsport-Nachwuchstalente
eingeladen werden. Kate und Jack sind sich von Anfang an sehr sympathisch. Und
Zoe, ja Zoe ist mysteriös, unnahbar, gefährlich und sexy. Und sie ist schnell,
meistens schneller als Kate, weil sie nicht nur fahren muss, um die
Vergangenheit zu ertragen, sondern weil sie auch die fiesesten Psycho-Tricks
drauf hat.
Über viele Jahre hinweg entspinnt sich eine
Dreiecksgeschichte, in der Jack die Wahl zu haben scheint, Kate auf den ersten
Blick immer nur Zweite ist, und Zoe versucht, schneller zu sein als die
Dämonen, die sie verfolgen.
Als Sophie geboren wird, steht das Leben aller drei jungen
Briten Kopf. Für Kate ist der
Traum von der Teilnahme bei den Olympischen Spielen in Athen vorbei. Und als
vier Jahre später Peking vor der Tür steht, erkrankt Sophie an Leukämie. Wieder
ist es Kate, die auf den sportlichen Erfolg verzichtet um auf ihre kranke
Tochter aufzupassen. Was wird London 2012 bringen?
„Gold“ hat mich sprachlos gemacht. Vielleicht habe ich auch
deswegen das Buch weggelegt und nocheinmal gelesen, bevor ich mich in der Lage
gefühlt habe, etwas darüber aufzuschreiben. Noch immer weiß ich nicht genau,
wie es möglich ist, dass ich gleichermaßen Mitgefühl mit allen drei
Protagonisten haben kann, wo doch in Geschichten – fiktiven wie realen –
normalerweise ganz schnell eine gute und eine böse Seite ausgemacht ist.
Vielleicht macht aber auch einfach die Tatsache, dass ich
viele Graunuancen wahrnehme und wertvoll finde, wo andere lieber bloß schwarz
und weiß sehen, „Gold“ für mich so aufwühlend. Und die Frage, ob ich wie Kate
zurückstecken und emotionale Verletzungen überwinden könnte, so einfach
beantwortbar: Ja, ich könnte, wenn wie im Buch am Ende alles gut würde. Aber
was, wenn es das im echten Leben nicht wird? Wenn jede Kleinigkeit, die einen
verletzt hat, wieder hochkommt und noch einmal weh tut. Wie geht man damit um?
Lieblingszitat(e):
„He loved the way she laughed, and shrugged off defeat; the
way she turned every negative positive. She was gentle good energy, and it made
you feel simpler and stronger being around her.“
„These were the moments you lived in, after all, these
rococo twists of time. You could make them last forever, or until you told the
truth.“
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen