Ende

David Monteagudo
(deutsch von Matthias Strobel)

„Ende“ habe ich mir gekauft, weil der Titel ungewöhnlich ist. Weil er etwas Großes in den Raum stellt und mehr verspricht als so manch anderer Buchtitel. Außerdem hat der Klappentext Spannung versprochen, Nervenkitzel. Meine Nerven wurden auch gekitzelt, aber anders, als ich es erwartet hatte.

Die alte Cilque Hugo, Ginés, Nieves, Amparo, Ibáñez, Maribel und Rafa, sowie Hugos Frau Cova und Ginés’ angebliche Freundin María treffen sich bei einer alten Herberge am Land, in der sie als Jugendliche schöne Zeiten verbracht haben. Sie wollen ihre Freundschaft für einen Abend wieder aufleben lassen, denn als Erwachsene haben sie sich aus den Augen verloren. Irgendein „Ereignis“ rund um den Propheten ist Schuld daran. Und der, den alle nur Prophet nennen, hätte eigentlich auch zum Treffen kommen sollen. Er hatte eigentlich fix zugesagt.

Während sich die nunmehr Erwachsenen – die sich offensichtlich nichts zu sagen haben – an ihre Jugend erinnern und dem Alkohol zusprechen, fällt der Strom aus. Aber es ist kein normaler Stromausfall. Auch die Handys funktionieren nicht mehr, die Taschenlampe lässt sich nicht einschalten und kein Auto springt an. Auch der Prophet taucht nicht mehr auf.

Am nächsten Morgen ist die Situation noch die gleiche. Nichts funktioniert. Die Gruppe macht sich in ein nahe gelegenes Dorf auf, aber auch dort sind alle elektrischen Geräte tot. Und alle Menschen sind verschwunden. Sie sind nicht gestorben. Sie sind weg. Sie haben sich genauso in Luft aufgelöst wie bereits einige Gruppenmitglieder – Rafa war der erste. Einer nach dem anderen verschwindet. Einfach so.

„Ende“ beginnt wie ein unglaublich spannender Fantasy-Thriller. Die Tatsache, dass die Spannung von Seite zu Seite steigt, hat mich fast vergessen lassen, dass mir alle Charaktere in dem Buch unsympathisch waren. Die ganze Zeit habe ich mich gefragt: Was ist passiert? Warum sind alle Menschen verschwunden? Was ist der Grund? Und was hat es mit dem Propheten auf sich? Was haben die Sieben ihm in ihrer Jugend angetan? Warum denken sie, dass er daran Schuld hat, was jetzt passiert?

Manchmal war die Spannung kaum mehr zu ertragen – und die noch zu lesenden Seiten sind immer weniger geworden. Irgendwann habe ich zu zweifeln begonnen, ob sich die Auflösung all der Fragezeichen in meinem Kopf auf den verbleibenden drei Seiten noch ausgehen würde. Und dann war die letzte Zeile gelesen, und ich noch genauso ratlos wie vorher. Was? Warum? Na geh... So ein Scheiß! Ich ärgere mich noch immer über die vollkommene Nicht-Befriedigung meiner Erwartungen und wünschte, ich hätte „Ende“ nie angefangen.

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