vier minus drei

Wie ich nach dem Verlust meiner Familie zu einem neuen Leben fand
Barbara Pachl-Eberhart

Woher wohl mein momentaner Hang zu Geschichten über Schicksalsschläge kommt? Ob es wohl daran liegt, dass ich es zurzeit „vertragen“ kann, mich mit Tragischem auseinanderzusetzen, weil es mir momentan so unendlich gut geht? Vielleicht liegt es aber auch daran, dass meine Großeltern nicht jünger werden, dass ich das Bedürfnis habe, mich mit dem Tod auseinanderzusetzen. Wer weiß, auf jeden Fall tut es mir gut.



Der Steirerin Barbara ist das passiert, was man wohl als das Schlimmste bezeichnen kann, das einem überhaupt zustoßen kann. An einem wunderschönen Frühlingstag wird das Auto ihres Ehemanns Heli bei einem Bahnübergang vom Zug erfasst. Mit im Auto sind Fini und Thimo, Barbaras Kinder, die noch nichteinmal lange genug gelebt haben, um in die Schule zu gehen. Heli stirbt am Unfallort. Fini und Thimo ein paar Tage später im Krankenhaus.

Noch jetzt beim Schreiben bleibt mir bei diesem Gedanken die Sprache weg. Wie muss es einem gehen, wenn plötzlich alles, wofür und womit man gelebt hat, nicht mehr da ist? Ich glaube, in dieser Situation würden viele von uns aufgeben und sich nichts sehnlicher wünschen, als auch nicht mehr da zu sein.

Auch Barbara trauert. Natürlich. Aber sie tut es auf eine Weise, die keiner erwartet. Zur Verabschiedung ihrer Lieben gibt sie zum Beispiel ein Fest, zu dem sie ihre und Helis Kollegen von den Roten Nasen bittet, in voller Clowns-Montur zu kommen. Sie gibt Interviews, um anderen Menschen in ähnlichen Situationen zu helfen. Sie schöpft Kraft aus dem Glauben, dass Heli, Thimo und Fini nicht ausgelöscht sind, sondern dass ihre Seelen weiterleben, sie beschützen, und vielleicht auch irgendwann wieder zu ihr zurück kommen.

Barbara eckt natürlich mit ihrer Art, den Tod ihrer Familie zu verarbeiten, an. Nicht nur, dass sich die Das-gehört-sich-nicht-Sager Gehör verschaffen müssen, Barbara beschreibt zum Beispiel, dass sie zu Helis Eltern keinen Kontakt mehr hat. Mit ihrem Alleingang bei allen Entscheidungen rund um die Bestattung ihres Sohnes hat Barbara die Schwiegereltern zu sehr vor den Kopf gestoßen. Und auch ich bin befremdet, als ich lese, dass Barbara nicht einmal vier Monate nach dem Unfall am Bahnschranken einen neuen Mann kennenlernt und in ihr Leben lässt.

Aber Barbaras Erzählungen haben mit auch Mut gemacht und ein Stück mehr Gewissheit gegeben, dass der Tod nicht das Ende des Lebens ist.

Lieblingszitat:
„Gemeinsam wollen wir eintauchen, in die vielfarbige Welt der Erinnerung. Als Pforte wählen wir das Foto eines lachenden Mannes in einer grünen Regentonne. Aufgenommen an einem Sommertag. In einer Zeit, von der ich glaubte, sie sei mein ganzes Leben.“

2 Kommentare:

  1. Heftige Geschichte! Das mit dem Mann nach 4 Monaten kann ich auch nicht ganz verstehen, wie schafft man das?

    AntwortenLöschen
  2. Also die Story ist echt heftig. Kann mich für das Buch nicht durchringen, da ich diesen Fall damals in den Nachrichten sehr verfolgt habe. Der Unfall passierte nicht weit weg von uns und war daher lange zeit in den Nachrichten! echt schlimm was alles passieren kann!
    Falls ihr "gerne" Schicksalsromane lest, ich hab bereits ein paar auf meinem Bücherblog, da sie mich ebenfalls immer wieder fesseln. aus aktuellem Anlass ein Buch über die Atomkatastrophe in Tschernobyl. Ich finde das regt auch sehr zum Nachdenken an: http://www.buchkiste.com/schicksale/antje-hilliges-wie-wir-tschernobyl-uberlebten.html

    AntwortenLöschen