Das Leben der Wünsche

Thomas Glavinic



Stell dir vor, du hast drei Wünsche frei. Was wünschst du dir? Und wenn dir dann der Wunsch nach unendlich vielen Wünschen erfüllt wurde, was wünschst du dir dann? Janos ist in genau dieser Situation. Obwohl, eigentlich glaubt er, dass ihn der nach Bier stinkende Mann im Park verarscht hat. Drei Wünsche... Blödsinn, sowas gibt’s ja nur im Märchen. Aber dann passieren eigenartige Dinge und man beginnt zu ahnen, was Janos sich unterbewusst wirklich wünscht.



Janos ist fünfunddreißig, arbeitet in einer Werbeagentur, ist verheiratet mit Helen und hat zwei Söhne, Tom und Chris. Und dann ist da noch Marie, seine Affäre, oder vielmehr die Frau, die er wirklich liebt. Und als Janos dem Mann mit den drei Wünschen begegnet, denkt er eigentlich, der wäre ein Detektiv, den Maries Mann auf ihn angesetzt hat.

Aber es stellt sich heraus, dass das mit den Wünschen wirklich stimmt. Zwar nicht so platt, wie man das aus dem Märchen kennt, nicht das, was Jonas will, passiert. Es geht das in Erfüllung, was er sich wirklich ganz tief im Innersten wünscht, ohne dass Jonas den Gedanken bewusst denken muss.

Schön ist das, wenn gerade die risikoreichen Aktien, die einem der Finanzberater ausreden wollte, an Wert gewinnen. Weniger schön ist das allerdings, wenn Menschen sterben.

„Das Leben der Wünsche“ hat mich fasziniert, genervt, nachdenklich gemacht und auch total verwirrt. Es hat mich zugerichtet wir ein Film von David Lynch, wo ich danach auch immer das Gefühl habe, nicht geradeaus denken zu können. Was sollen die Erscheinungen auf dem Berg? Und warum gibt es ständig Hochwasser? Was wünscht sich der irre Typ, damit das passiert? Liegt es an mir, dass ich das nicht verstehe? Oder ist Thomas Glavinic einfach nur wahnsinnig?

Aber egal, ob ich fähig bin, alle Handlungsstränge einzuordnen, was bleibt, ist eine totale Beklommenheit. Ich kann nicht aufhören, darüber nachzudenken, wie normal und alltäglich die Wünsche sind, die Jonas hat. Haben wir uns nicht alle schon einmal gewünscht, mit dem Menschen zusammen zu sein, den wir wirklich lieben? Dass alle Hindernisse auf dem Weg dorthin aus dem Weg geräumt werden? Nein, natürlich wünschen wir uns nicht, dass Menschen sterben. Aber was, wenn es einfach passieren würde, als Kollateralschaden am Weg zum Ziel. Würden wir dann an unserem Wunsch festhalten? Und würde es überhaupt etwas bringen, unseren Verstand einzuschalten?


Lieblingszitat:
„Wieso glaubst du, dass ich dazu eine Meinung habe? Was soll ich wissen? Ich weiß gar nichts. Die meisten Fragen sind mir gleichgültig, entweder weil ich ihnen traurigerweise nicht gewachsen bin, oder weil mir ihre Beantwortung keinen Nutzen bringen würde.“

                                              

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