Bernhard Aichner
Lange ist es her, dass
ich das letzte Mal über einen Roman geschrieben habe. Zu wenig Zeit, keine
Muße, Sachbücher und Diplomarbeit wichtiger... Lesen um zu lernen und zu reproduzieren. Zum Wiedereinstieg ins Freizeit-Lese-Vergnügen hab ich mir was
Leichtes vorgeknöpft. Was Spannendes, das nicht viel Konzentration braucht. Und
hatte wieder Spaß am Lesen, am Eintauchen in eine – etwas absurde – Geschichte.
Brünhilde Blum tötet ihre Adoptiv-Eltern. Zu tiefe Narben
haben diese – die sie scheinbar bloß deswegen adoptiert haben, um ihr
Bestattungs-Unternehmen weitergeben zu können – in der Seele der jungen Frau
hinterlassen. Ihr Vater, der sie schon als Kind zum Zusehen und Mithelfen beim
Versorgen von Leichen gezwungen hat. Und ihr Mutter, von der keine Hilfe zu
erwarten war.
Mark der Polizist (!) findet die junge, scheinbar verstörte Frau auf dem Familienboot,
neben dem sie die Eltern ertrinken ließ. Er wird ihr Freund, Geliebter,
Ehemann, Lebensmensch. Sie bekommen zwei Töchter und führen ein glückliches
Leben. Bis Mark bei einem Verkehrsunfall ums Leben kommt, und von Blums Glück
nichts mehr übrig ist. Und das Töten wieder losgeht.
Die ersten Seiten von „Totenfrau“ haben mich ein wenig
genervt. Kann denn dieser Aichner keine Sätze, die länger sind als eine Zeile?
Ich liebe ausschweifende Beschreibungen und Schachtelsätze, solange sie keine
Thomas Bernhardsche Unendlichkeit annehmen.
Aber na ja, man gewöhnt sich an den Stakkato-Stil, und kann
sich statt auf die Schönheit der Worte auf den mörderischen Inhalt
konzentrieren. Das kann er nämlich wirklich gut, der Herr Aichner, eine
spannende Geschichte erzählen. Eine Geschichte – ein bisschen banal und doch
mitreißend – über eine charismatische, sympathische Frau, die man mag, obwohl
sie mordet. Ich freue mich schon auf „Totenhaus“, Teil zwei, der bereits auf meinem
Nachtkästchen liegt.
Lieblingszitat:
„Dein Bauch ist wie Frühling.“
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