Unterwegs im Namen des Herrn


Thomas Glavinic

Hier werden jetzt andere Saiten aufgezogen: Heute gibt es zwei Bücher in einem Blogpost. Warum? Weil man mal anders an Dinge herangehen muss. Weil beide vom Pilgern handeln. Und weil eines davon so gar nicht nach meinem Geschmack war, und ich finde, dass es keine eigene Besprechung verdient hat. So.


Hape Kerkelings „Ich bin dann mal weg“ war – Entschuldigung – langweilig. Nein, eigentlich bin es nicht ich, die sich entschuldigen sollte. Ich wars ja nicht, die dieses Buch verzapft hat. Was ich mir erwartet habe? Weiß nicht. Unterhaltung?

Ich habe schon oft darüber nachgedacht, ob ich die Erfahrungen meines dreimonatigen Indien-Trips aufschreiben soll. Getan habe ich es nicht. Und zwar, weil ich ganz einfach keinen Roman-Stoff erlebt habe. Für mich wars toll! Hat wahrscheinlich sogar mein Leben beeinflusst. Verändert! Aber ich finde es war nicht so weltbewegend, dass man die ganze Welt daran teilhaben lassen müsste.

Für Hape Kerkeling war der Jakobsweg bestimmt auch eine tolle Erfahrung. Das Lesen der Niederschrift derselben für mich allerdings mitnichten. „Ich bin dann mal weg“ wird für meine Gedächtnis-Gehirn-Windungen bald das sein, was Hape gewesen ist: dann mal weg.

Des lesenden Pilgerns trotzdem nicht überdrüssig, habe ich mir „Unterwegs im Namen des Herrn“ von Thomas Glavinic vorgeknöpft. Und was soll ich sagen? UNTERHALTEND. Definitiv. Von der ersten Zeile bis zur letzten.

Schon vor dem Einsteigen in den Bus, der Glavinic nach Medjugorje bringen soll, beginne ich, mich beim Lesen genau so zu fühlen wie der Autor es von sich selbst beschreibt. Ich will Drogen und weiß nicht, ob ich die Mit-Pilger abstoßend oder doch unglaublich putzig finden soll.

Ich weiß nicht genau, warum Glavinic in diesen Bus gestiegen ist. Und ich weiß nicht wirklich, was genau an diesem Buch es war, das mich so wahnsinnig unterhalten hat. Aber Tasache ist: ich hab mich schiefgelacht beim Lesen, und ich liebe Glavinic’ Sprache. Danke René, tolles Weihnachtsgeschenk!

Lieblingszitate (Natürlich aus „Unterwegs im Namen des Herrn“):
„Sechs Uhr früh ist eine Uhrzeit, die ich sonst nur von der anderen Seite kenne.“
„Ab und zu begegnet mein Blick dem einer jungen Frau. Ich merke plötzlich, dass ich genau das in Medjugorje kein einziges Mal erlebt habe: diese kurzen anonymen Blicke, aus denen Interesse spricht, das fast nie Tat wird, in dem aber unser ganzes Leben steckt.“

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