Wiedersehen in Howards End

E. M. Forster
(aus dem Englischen von Egon Pöllinger)


Schon wieder ein Buch, das mich mit Sehnsucht erfüllt! Howards End ist ein Haus vor den Toren Londons. Es ist alt, gefüllt mit Möbeln, Büchern und Erinnerungen voller Patina, bewacht und umsorgt von der schrulligen Nachbarin, und herrenlos. Obwohl der Titel des Romans schon andeutet, dass es irgendwann wieder bewohnt sein wird, habe ich während des Lesens oft gedacht: „Gebt es mir! Ich will es mit Leben füllen. Und davon erfüllt werden.“



Margaret und Helen Schlegel, britische Schwestern deutscher Abstammung, treffen in einem Deutschland-Urlaub die Familie Wilcox. Die Begegnung ist kurz aber innig, und die Wilcoxens laden die beiden Schwestern zu sich nach Hause ein – nach Howards End. Helen, die jüngere, offenere und hübschere der Miss Schlegels nimmt die Einladung an. Bei ihrem kurzen Aufenthalt in Howards End verliebt sie sich in Paul, den jüngsten Wilcox-Spross, entliebt sich aber nach einem Tag wieder und reist ab.

So beginnt die Geschichte über die beiden für manche Geschmäcker zu emanzipierten Schlegel-Schwestern und die Familie Wilcox, die einander in immer intensiver werdender Zuneigung und gleichzeitiger Abneigung zugetan sind. Die Leben der Protagonisten verweben sich immer mehr ineinander, es wird gestorben, geheiratet – und umgezogen.

Aber Forsters Roman beschreibt nicht nur das Leben im England des beginnenden zwanzigsten Jahrhunderts, sondern ist üppig mit Inhalten gefüllt. Er widmet sich der Stadt London, die das umliegende Land auffrisst, dem ständigen Konflikt zwischen Emanzipation und angepasster Harmonie wider die eigenen Überzeugungen, und der großen Kluft zwischen ererbt müßiggehendem Reichtum und dem Sterben von Träumen in Armut und Elend.

Und es geht um Häuser – um die Suche nach einer neuen Unterkunft, die ein Abbild der Verwirrung, Ängste und Hoffnungen zweier junger Damen ist, die eigentlich eine emotionale Heimat und sich selbst suchen, und das alles am Ende finden – in Howards End.


Lieblingszitat(e):

„Früher oder später würden diese Mädchen den Weg beschreiten, den man allgemein mit Sich-Wegwerfen bezeichnete; und wenn sie bislang auch noch damit gewartet hatten, dann doch nur, um es in Zukunft umso vehementer zu tun.“

„Das wirkliche Leben steckt voller falscher Spuren und Wegweiser, die nirgendwohin führen. Mit unendlicher Anstrengung rüsten wir uns für eine Krise, die dann nie kommt. Noch im erfolgreichsten Leben werden Kräfte vergeudet, mit denen man hätte Berge versetzen können, und das erfolgloseste Leben führt nicht etwa der, den es unvorbereitet trifft, sondern derjenige, der vorbereitet ist und den es niemals trifft.“

2 Kommentare:

  1. Dieser Kommentar wurde vom Autor entfernt.

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  2. ahhhh die kommentar-funktion funkt schon wieder nicht in meinem blöden browser - ich tippe das nun zum 2. mal...
    also - falls dir solche stories gefallen, dann empfehle ich dir Kate Morton - alle ihre Büche haben mir sehr gut gefallen, wobei "The Distant Hours" tlw. etwas langatmig war.
    Das Orchideenhaus ist ebenfalls ganz gut und hat immer wieder komplett unerwartete Wendungen drin.
    lg
    conny

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