Der Ruf der Trommel

Diana Gabaldon
(deutsch von Barbara Schnell)

Ich mag keinen Whiskey. Auch keinen schottischen. Auch nicht, wenn er Jahrzehnte alt ist. Ich schmecke weder den Torf noch das Fass, auch nicht den Rauch oder das Meer. Ich finde Whiskey einfach nur grauslig. Und trotzdem hat mich „Der Ruf der Trommel“ dazu gebracht, wider mal ein Glas zu probieren. Gelesen schmeckt er nämlich immer total gut... Aber leider: Whiskey ist noch immer nicht mit Ding. Ganz im Gegensatz zu Diana Gabaldons Highland-Saga!



Claire und Jamie sind in Amerika angekommen. Genauer: in North Carolina. Dort treffen sie auf Jamies blinde Tante Jocasta Cameron, eine Schwester seiner Mutter, Großplantagenbesitzerin und Herrin unzähliger Sklaven – wie das halt so gewesen ist im späten 18. Jahrhundert im Süden.

Geld haben die beiden keines mehr, nachdem ihnen alle Edelsteine gestohlen worden sind. Und trotzdem kommt es für sie nicht in Frage als Erben auf Jocastas Farm zu bleiben. Claire – die Frau aus dem 20. Jahrhundert, die durch einen schottischen Steinkreis 200 Jahre in der Zeit zurückgereist ist – könnte Sklaverei niemals mit ihrem Gewissen vereinbaren, und Jamie – Hochlandschotte und Claires Lebensliebe – steht sein Stolz im Weg. Er will für sich und seine Familie in den Bergen des noch wilden Westens etwas eigenes aufbauen.

„Daheim“ – also im Schottland des Jahres 1969 – erkennen derweil der Historiker Roger Wakefiled und Brianna – Claires und Jamies Tochter – dass sie tatsächlich unsterblich ineinander verliebt sind. Doch Brianna wird immer distanzierter und scheint Roger an der langen Leine zu halten. Als dieser erkennt, dass Brianna vor hat auch durch die Steine zu gehen und ihre Eltern zu suchen, ist es schon zu spät. Sie ist weg. Und schon sind wir wieder mitten drin in Abenteuern, Irrungen, Wirrungen, Leidenschaft und Entdeckergeist.

Der vierte Band von Diana Gabaldons Highland-Saga hat mir genau das gegeben, was ich mir davon versprochen habe: nackte Haut, spritzendes Blut und unberührte Natur. Als Draufgabe habe ich noch wilde Indianer, mysteriöse Erscheinungen, kreischende Babies und eine Überdosis ursprüngliches Landleben bekommen, die ihre Spuren in meiner Gemütslage hinterlassen hat: Zur Zeit würde ich am liebsten einen altern Bauernhof renovieren, hinterm Haus Tomaten züchten und Himbeeren einkochen. Aber wahrscheinlich erginge es mir mit diesem Wunschtraum ganz genauso wie mit meiner unbändigen Lust auf ein Glas Whiskey...

(Für alle, die jetzt die ganze Geschichte brauchen, die Besprechungen zu den Teilen 1 bis 3: „Feuer und Stein“, „Die geliehene Zeit“ und „Ferne Ufer“ – alle Dezember 2010.)

Lieblingszitat:

Draußen vor dem Fenster stieg das Zwielicht aus Feld und Wald und Wasser. Man behauptet, daß die Nacht sich senkt, aber eigentlich stimmt das nicht. Die Dunkelheit stieg auf, füllte erst die Talmulden, überschattete dann die Berghänge und kroch unmerklich an Baumstämmen und Pfosten hoch, während die Nacht den Boden verschlang und dann aufstieg, um sich mit dem tieferen Dunkel des sternenübersäten Himmels zu vereinen.

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