Daisy Sisters

Henning Mankell
(Aus dem Schwedischen von Heidrun Hoppe)

Wenn ich ein Buch aufschlage, im dem es um zwei Freundinnen in den 1940er-Jahren geht, die ein Abenteuer erleben wollen, das nicht gut ausgeht, mache ich mich gefasst auf eine Geschichte, die mich Nerven kostet. Aber dass das Scheitern weiter und weiter geht, und auch Generationen von Frauen später nur hie und da ein Stück Zufriedenheit einkehrt – oder Resignation, auf jeden Fall kein Glück – damit hab ich nicht gerechnet.



Elna und Vivi sind Brieffreundinnen seit ihren Kindertagen. Mit sechzehn wollen sie sich kennenlernen und brechen auf zu einer Fahrradtour an die norwegische Grenze. Nach Freiheit und Abenteuer steht ihnen der Sinn, den Daisy Sisters, so nennen sie sich. Stattdessen finden sie den Krieg und zwei Soldaten, die nicht nur Nettes im Sinn haben. Elna wird vergewaltigt und schwanger.

Ein schmutziger Abtreibungsversuch scheitert und Elna ergibt sich in ihr Schicksal. Später lernt sie sogar einen Mann kennen, der sie trotz allem heiratet. Ihre Tochter Eivor soll es einmal besser haben. Und als diese als 15-jährige einen Kriminellen für ihr Tor zur Unabhängigkeit hält und eine Vergewaltigung ohne Schwangerschaft übersteht, glaubt man schon, das Schicksal habe sich gewendet.

Eivor zieht in die Stadt, nimmt ihr Leben in die Hand, hat einen Freund, der Kondome benutzt. Nur einmal will er ihr zeigen, wer die Hosen an hat und nimmt sie, ohne zu verhüten. Und prompt ist Eivor schwanger. Sie heiratet zwar, und redet sich ein, dass doch alles in Ordnung ist, aber die Spirale dreht sich weiter.

Die „Daisy Sisters“ haben mit rastlos gemacht und ungeduldig. Quer durch die Familiengeschichte und das ganze zwanzigste Jahrhundert habe ich gehofft, dass eine der Frauen dieser Familie ausbricht aus dem immer wiederkehrenden Muster von Passivität und Erduldung. Habe mir einen Ausgang der Geschichte erträumt, der mich mit der Welt versöhnt und meinen Glauben bestärkt, dass jeder sein Leben selbst in der Hand hat.

Aber in diesem Punkt hat Henning Mankell mich enttäuscht. Gründlich. Trotzdem – oder gerade deswegen – hat „Daisy Sisters“ mich berührt. Weil es von starken Frauen erzählt, denen das Schicksal nichts schenkt, die aber trotzdem nicht aufgaben.

Lieblingszitat:
„Wie in aller Welt können sie einmal beste Freundinnen gewesen sein? So verschieden, wie sie sind? Die eine jammert wegen des Regen wie ein verschrecktes altes Weib, die andere trägt den Kopf hoch und ist in Kopenhagen zu Hause wie in ihrer eigenen Küche. Das kann nicht nur Gewohnheit sein. Da muss es einen Unterschied geben! Wie zwischen einer Kuh und einer Katze!“

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen