Die Schwierigen oder J’adore ce qui me brûle

Max Frisch

Als eine Freundin, die wahnsinnig viel liest, letztens zu mir gesagt hat, dass sie keine Literatur möge, habe ich noch gelacht. Nach Max Frischs „Die Schwierigen“ beschleicht mich allerdings das Gefühl, dass ich Literatur nicht kann. Während mir Belletristik runtergeht wie Öl, hat mich Anspruchsvolleres wieder einmal gequält. Jetzt: erschöpft, aber stolz.




Yvonne, eine für die Mitte des zwanzigsten Jahrhunderts sehr emanzipiert scheinende Frau, heiratet. Aber als er auf ihre Schwangerschaft hilflos reagiert, wird ihr der Gatte – der Archäologe Hinkelmann – zur Last. Yvonne trennt sich von ihm und dem ungeborenen Kind.

Sie trifft den Maler Jürg Reinhart, mit dem sie auch nicht glücklich wird, und heiratet schlussendlich in das gut bürgerliche Leben zurück, aus dem sie kommt. Reinhart hingegen verliebt sich in seine Schülerin Hortense – den beiden ist aber auch kein Glück beschert. Nach einem missglückten Heiratsantrag beschließt auch sie, einem sichereren Hafen den Vorzug zu geben.

Inhaltlich ist „Die Schwierigen“ für mich ein sehr spannendes Buch. Ich mag es, über Menschen zu lesen, die zu viel nachdenken, da fühle ich mich irgendwie verstanden und in guter Gesellschaft. Ich mag schwierige Menschen gern, für mich müssten sie ja eigentlich „Die Interessanten“ heißen.

Auch vom Schreibstil her mag ich Max Frisch (deswegen zu diesem Buch auch zwei Zitate). Besser als die Süddeutsche Zeitung – „Ein gäriges Buch, prall von expansiver Fabulierbesessenheit, stark im Mitgefühl.“ – könnte ich es gar nicht ausdrücken. Außerdem ist Max Frisch für mich der Kaiser des Strichpunktes. Sehr sympathisch!

Und trotzdem bin ich bei diesem Roman nicht ins Lesen gekommen. Seitenweises Philosophieren hat mich abschweifen, und bloß Angedeutetes statt Ausgesprochenem hat mich verwirrt und der Handlung nur schwer folgen lassen. Eigentlich habe ich mir ja einmal vorgenommen, „Homo faber“ zu lesen. Jetzt bin ich mir nicht mehr so sicher, ob ich mir das zutrauen soll.

Lieblingszitate:
„Er redete auf sie ein. Worte, dachte sie, Worte! Sie sah ihn, der eben noch ziemlich die Welt war, die einzig wirkliche, als eine Summe von Worten. Und man heiratet keine Worte.“

„Tropfen eines milden Lichtes, einer nach dem anderen, reihten sich auf, jeder mit einem Goldsaum wie welkender Herbst, mit einer schimmernden Kugel von Wärme, umrandet von Bläue einer flatternden Schattigkeit.“

1 Kommentar:

  1. Wow, toller Blog! Ich "folge" dir mal. ;)

    Habe nach Rezensionen zu "Die Schwierigen" gegooglet und schließlich hierher gefunden. Ich lese wahnsinnig gerne Frisch ("Stiller" hab ich schon mehrmals durch. Kann ich sehr empfehlen.), weiß nun aber immer noch nicht so genau, ob der "neue" Roman was für mich ist. Na ja, hab ihn mir jetzt einfach mal gekauft. Wir werden sehen. ;)

    Bisher fand ich alle Frischs sehr, sehr lesenswert und auch nicht zu anspruchsvoll für jüngere Menschen. Trau dich ruhig mal ran an "Homo Faber"; ist m.E. wirklich toll. (Auch wenn klassische Schullektüren ja für viele Leute leider einen faden Beigeschmack haben.)

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