Das Spiel des Engels

Carlos Ruiz Zafón


Ein Buch über Barcelona, über das Schreiben, über die Liebe und die Freundschaft – was will man eigentlich mehr? Was dieses Buch allerdings wirklich zu etwas Besonderem macht, ist das, was unter der Oberfläche schmort und bisweilen hervorquillt: die Beschreibung von Gestank und Dunst, der über der Stadt liegt, das Scheitern, die unerfüllte Sehnsucht und das Grauen, das fast buchstäblich aus der Wand kriecht.

David Martín ist siebzehn, als er Anfang des zwanzigsten Jahrhunderts seine erste Geschichte in der „Stimme der Industrie“ veröffentlicht. Schreiben ist alles, was er hat. Ohne Mutter und mit einem Analphabeten als Vater aufgewachsen, glaubt er an sein Talent, das vor allem von seinem Mentor und Autor zahlreicher Kriminalromane Pedro Vidal und Davids Vaterersatz und Buchhändler Señor Sempere gefördert wird.

Obwohl David mehr schreibt als ihm gut tut, und seine Texte bald besser sind als die seines Mentors, schafft er nie den Durchbruch. Der einzige Lohn für seine Schufterei ist eine schwere Krankheit. Und als er sich schon halb tot glaubt, begegnet er Andreas Corelli, der sich als Verleger aus Paris bei ihm vorstellt – und sein ganzes Leben verändert sich schlagartig. Doch was sich erst als wunderbare Fügung des Schicksals darstellt, entpuppt sich als sprichwörtlicher Pakt mit dem Teufel.

„Das Spiel des Engels“ ist langatmig, kompliziert und ausschweifend. Ein paar Seiten weniger hätten es auch getan. Außerdem hätte Zafón sich entscheiden können, ob er nun einen Kriminalroman oder eine Fantasy-Geschichte schreiben will. Es wäre vielleicht ein besseres Buch dabei herausgekommen.

Trotzdem mag ich „Das Spiel des Engels“. Zafóns Sprache ist wie ein gutes Parfum, das man immer wieder auflegen will – leicht, frisch und gleichzeitig unmissverständlich einprägsam und nachhallend. Seit ich „Der Schatten des Windes“ gelesen habe, will ich mehr. Und vor allem die Dialoge zwischen Martín und Corelli und die gleichermaßen intelligente wie witzige Isabella haben mich auch für dieses Buch eingenommen. Meine Lust auf Carlos Ruiz Zafón ist ungebrochen.


Lieblingszitat:
„Literatur, wenigstens die gute, ist eine Wissenschaft, die das Blut der Kunst in sich trägt. Wie die Architektur oder die Musik.“
„Ich dachte, sie sprieße einfach so aus dem Künstler hervor.“
„Das Einzige, was einfach so aus ihm hervorsprießt, sind die Haare und die Warzen.“

                                         

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