Heiraten für Turnschuhträgerinnen

Filippa Bluhm


Heiraten für Turnschuhträgerinnen... Ein Buch, das ich normalerweise schon allein wegen des Titels nicht lesen würde. Und dann auch noch das Cover... Ein weißer Tüllrock, aus dem Beine – nein, nicht in Turnschuhen – ohne Schuhe, also barfuß, herausschauen. Plus illustrierte Blümchen! Hört man, dass ich nicht eine von denen bin, die seit ihrem dritten Lebensjahr vom Heiraten träumen? Warum ich das Buch doch gelesen hab: Meine beste Freundin hat geheiratet.


Charlotte und Georg sind ein Paar. Sie leben in Berlin und werden heiraten, denn Georg hat Charlotte einen Antrag gemacht, während er sie bei einer mitternächtlichen Fress-Attacke vor dem Kühlschrank gefunden hat. Alle sind glücklich, und das Drama nimmt seinen Lauf. Aus dem Vorhaben, eine unaufgeregte und schlichte Hochzeit zu feiern, wird ein Alptraum in weiß mit Vögelchen auf der Save-The-Date-Karte.

Normalerweise ist mir ja kein Sophie-Kinsella-Candace-Bushnell-Chick-Lit-Schinken zu blöd, wenn ich mir verregnete Abende auf der Couch versüßen will. Aber dieses Buch hat einfach nur genervt.

Zum einen sind mir Charlotte und Georg unsympathisch. Was am Anfang ganz kurz den Anschein von unkonventionell berlinerisch hat, entpuppt sich als Paar des Grauens, das sich gern an Leberwurst vom Bunten Bentheimer Landschwein gütlich tut.

Zum anderen hat mich die Geschichte an sich unheimlich aufgeregt. Warum können Frauen, die sich eine klassische Zeremonie mit Einladungskarten auf weißem Büttenpapier, rosa Herzchen und Robbie Williams im Hintergrund wünschen, nicht dazu stehen? Warum tut Charlotte bloß so, als wäre sie „ganz anders“, um dann letzten Endes doch genau diese klassische Hochzeit zu bekommen und damit überglücklich zu sein? Mensch, das nervt!

Daran ändert auch nichts, dass Braut und Bräutigam des Nächtens von ihrem Fest zum Teich schlendern und ganz spontan in voller Montur hineinspringen. Im Gegenteil, das macht es noch schlimmer. Und nein, ich finde es nicht charmant, dass Georg vergisst, das Designer-Hochzeitkleid zurückzubringen, weil es um mindestens eine Nummer zu klein ist, nur damit Charlotte zwei Tage vor der Hochzeit draufkommen kann, dass sie ja gar kein Kleid hat, und jetzt – oh Wunder – doch in die 2000-Euro-Robe passt, weil sie vor lauter Aufregung und ohne es zu merken mindesten 10 Kilo verloren hat. Bitte nicht!

Noch ein Beispiel? Charlotte wird ihren Namen behalten – natürlich! Außerdem heißt Georg mit Nachnamen Link, und „Charlotte Link“ geht ja wohl gar nicht, so heißt doch eine berühmte Schriftstellerin...

So, genug geschimpft, schließlich handelt es sich nur um einen Roman, der mir ein paar Stunden meines Lebens geklaut hat. Außerdem gebe ich zu, dass ich möglicherweise auch deswegen so allergisch darauf reagiere, weil ich Angst habe, dass ich selber – sollte ich jemals das Bedürfnis verspüren, zu heiraten – ein bisschen so werden könnte wie Charlotte.


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