Maßgeschneidert modern

Adolf Loos
Leben, Werk und Nebenwirkungen

Peter Stuiber


Wer ein Wochenende im Looshaus am Kreuzberg verbringen will und sich schimpft ein Semester Architektur studiert zu haben (ich weiß bis heute nicht wirklich warum...), sollte etwas über Adolf Loos wissen. Ein klein wenig zumindest. Da ist es mir ganz gelegen gekommen, dass bei dem Geburtstags-Geschenk-Gutschein für das Wochenende auch ein kleines Büchlein über den österreichischen Architekten dabei gewesen ist.

Ich habe so mein Problem mit Geschichte. Nicht, weil mich unsere Vergangenheit nicht interessiert, sondern weil leider viel Geschichtliches todlangweilig aufbereitet und mir kredenzt wird. Das ist schon in der Schule so gewesen. Und deswegen kann ich weder das Mittelalter jahreszahlenmäßig einordnen, noch Zusammenhänge zwischen Personen herstellen, die vielleicht doch ganz spannend wären.

Aber Geschichte kann auch Spaß machen. Dazu muss entweder Jared Leto als schwuler Freund von Alexander dem Großen im Kino auftreten oder Stefan Zweig eine Biographie über Marie Antoinette schreiben. Und wenn’s Spaß macht, bleibt auch etwas hängen. Zum Beispiel, dass Goethe zu der Zeit, als Marie Antoinette nach Frankreich verheiratet wurde (1770, das ist eins weniger als mein Autokennzeichen), gerade Student war. Oder dass... nein, der Anblick von Jared Leto hat alles, was ich möglicherweise einmal über Alexander den Großen gewusst habe, wieder gelöscht.

Aber zurück zum Thema. „Maßgeschneidert modern“ ist Geschichte, wie ich sie mag. Eingebettet in lebhaft und anschaulich erzählte Anekdoten habe ich viel über den Menschen Loos und sein Leben erfahren. Zum Beispiel, dass er ein Amerikaliebhaber gewesen ist und sogar einige Zeit dort gelebt hat. Ich weiß jetzt, dass er warmes Frühstück geliebt hat, und Ornamente gehasst. Dass er die Zwölftonmusik gemocht hat, aber nicht um der Musik Willen sondern wegen seiner Freundschaft zu Arnold Schönberg. Und ich weiß, dass er immer wie ein englischer Gentleman gekleidet gewesen ist und dreimal wesentlich jüngere Frauen geheiratet hat.

Zur Verteidigung meiner Allgemeinbildung sei noch erwähnt, dass ich schon vor der Lektüre von „Maßgeschneidert modern“ gewusst habe, dass Adolf Loos das Café Museum eingerichtet und das für seine schmucklosen oberen Etagen berühmt gewordene Haus am Michaelerplatz entworfen hat. Aber dass er meine Abneigung gegen die „Einbrenn“ geteilt hat, finde ich viel interessanter.

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