Werbevoodoo

Wondraks zweithärtester Fall
Ono Mothwurf


„Werbevoodoo“ hat mich – eine sich von der Werbebrache abgewendet habende, arbeitslose Ex-Werberin – schon allein wegen des Titels gereizt. „Werbevoodoo“ ist aber viel mehr als eine gelungene Darstellung der Wirklichkeit in Werbeagenturen. Es ist ein Kriminalroman, der phasenweise packt und mitreißt, der mich schlussendlich aber mehr durch die sympathische Darstellung des Kriminalhauptkommissars Wondrak, eines in Bayern lebenden Österreichers mit norwegischen Wurzeln, amüsiert hat als durch die beschriebenen Kriminalfälle.


Während Thomas Wondrak, Kriminalhauptkommissar in Fürstenfeldbruck, damit beschäftigt ist, die von niemandem vermisste aber abgängige Kurierfahrerin und Teilzeit-Telefonsex-Anbieterin Clara Braunstätter zu finden, macht ihn seine Katze auf einen Fall aufmerksam, der eigentlich gar keiner ist. Doch wenn in einer Starnberger Werbeagentur die Angestellten reihenweise an Schlaganfällen sterben, kann das nicht mit rechten Dingen zugehen. Ob es etwas mit schwarzer Magie zu tun hat? Oder mit einer Studie zur Messung der Hirnströme bei Kreativen?

Ono Mothwurf braucht in „Wondraks zweithärtestem Fall“ für meinen Geschmack ein bisschen lang, bis man weiß, worum es überhaupt geht. Diese Zeit hat er mir aber mit Werber-Geschichten versüßt, die das Leben tatsächlich so schreibt. Nachtschichten, Ausbeutung von Praktikanten und rauschende Feste haben mich an meine eigene Zeit als Werberin erinnert und nicht nur einmal zum Schmunzeln gebracht. Denn im Gegensatz zu „39,90“, dem drogengetränkten, halluzinatorischen Machwerk von Frederic Beigbeder schafft es „Werbevoodoo“, die Werbebranche so darzustellen, wie sie tatsächlich ist: hart aber ungerecht mit der Richtigen Dosis Drogen.

Auch der charmante Wondrak hat mir zwei Nachmittage versüßt. Das liegt wahrscheinlich daran, dass er mehr mit Frauen (Sophie die Kollegin, Marianne die Nachbarin, Charlotte die Katze), mit dem Klub der Unzufriedenen und der Crema seines Espressos beschäftigt ist als mit seinen Fällen und daran, dass er genau wie ich nicht „Schorle“ sagen kann.

Was bei all den Daumen-Hochs aber leider zu kurz kommt, ist der Kriminalfall, beziehungsweise die Fälle – es sind ja sogar zwei. Die lösen sich irgendwie nebenbei und werden mir weniger in Erinnerung bleiben als die 5M-Methode zur Herstellung perfekten Kaffees.


Lieblingszitat:
„Sogar hier, an den Schmutzrändern, im Gewerbegebiet, wo man sonst gern ein wenig Schwarz unter den Fingernägeln trägt, war Starnberg herausgeputzt.“

                                                             

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